Kardiologe

Kardiologe: Mehr Herz-Vorsorge könnte Zehntausende Leben retten!

Zum Welt-Schlaganfalltag: Interview mit dem Herzmediziner Dr. Ekkehard Schmidt

Am 29. Oktober ist Welt-Schlaganfalltag. Die meisten Schlaganfälle könnten mit gesünderer Ernährung und mehr Bewegung vermieden werden – und mit einer effektiveren Vorsorge. Das sagt der renommierte Kardiologe Dr. Ekkehard Schmidt vom Cardiologicum Hamburg. Er hat ein revolutionäres Langzeit-EKG in Miniaturformat mitentwickelt: Das Gerät „ritmo“ funktioniert kabellos; die aufgezeichneten Herzdaten werden von einer KI-Software ausgewertet und von einem Kardiologen befundet. Zum Welt-Schlaganfalltag ein Interview mit dem Mediziner – und sein Appell: Lasst uns mehr Vorsorgeuntersuchungen des Herzens machen, so retten wir Zehntausende Leben!

Wen trifft Schlaganfall hauptsächlich?
Dr. Ekkehard Schmidt: Die Statistiken wissen von 250.000 Menschen in Deutschland – jedes Jahr. Bei Männern im mittleren Lebensalter ist das Risiko höher als bei Frauen, die es meistens in einem späteren Lebensabschnitt trifft.

Lässt sich sagen, welche Faktoren einen Schlaganfall begünstigen bzw. auslösen?
Das ist völlig unstrittig: Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, hohe Cholesterinwerte, Übergewicht und Bewegungsmangel sind die größten Risikofaktoren. Ganz tückisch ist Vorhofflimmern, die häufigste Herzrhythmusstörung. Das Problem dabei: Viele Menschen wissen nicht, dass sie daran leiden. Sie spüren nichts – bis es zu spät ist.

Wenn ein Schlaganfall passiert: Wie erkennt man ihn?
Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn, seltener eine Hirnblutung. Die Gehirnzellen bekommen zu wenig Sauerstoff, die Folge sind oft halbseitige Lähmung, Gefühlsstörung im Gesicht, Arm oder Bein, Sprech- oder Sehstörungen, Erbrechen, Gangunsicherheit…

Wie soll man reagieren bei Verdacht auf Schlaganfall?
Ganz schnell handeln! Je mehr Zeit vergeht – also je länger das Gehirn ohne Sauerstoff bleibt –, desto wahrscheinlicher sind schwere Schäden. 

Kann ich einem Schlaganfall vorbeugen?
Natürlich! Gesund ernähren, viel bewegen, Sport treiben – das ist das Wichtigste. Das Rauchen sollte man einstellen, und weniger bis gar keinen Alkohol trinken. Stress vermeiden. Und eventuelle Grunderkrankungen behandeln lassen.

Sie fordern dazu mehr Vorsorge…
Ja, weil mit einer vernünftigen Vorsorge sehr viele Schlaganfälle jedes Jahr verhindert werden könnten. Beispiel: Fast jeder fünfte Schlaganfall in Deutschland geht auf Vorhofflimmern zurück, das sind über 70.000 Schlaganfälle im Jahr. Vorhofflimmern kann nur mit einem Langzeit-EKG frühzeitig diagnostiziert werden, was inzwischen für Ärzte wie Patienten mit einem modernen, kabellosen Digital-Gerät einfach und unkompliziert machbar ist. Würden solche Vorsorgeuntersuchungen regelmäßiger durchgeführt, könnte Vorhofflimmern früher erkannt und mit Medikamenten gut behandelt werden.

Wie leben Menschen nach einem Schlaganfall weiter?
Jeder fünfte Schlaganfall-Patient stirbt innerhalb der ersten vier Wochen. Jeder Zweite, der überlebt, bleibt pflegebedürftig und schwerstbehindert. Weil diese Zahlen so erschreckend ist, wäre es im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig, Herz und Kreislauf pfleglich zu behandeln – und regelmäßig zu überprüfen, ob sie gut funktionieren.